Agnes Krumwiede
Kunst und Politik
13.06.2020

Kundgebung gegen das Forum Deutscher Katholiken

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kundgebung,

wir Grünen in Ingolstadt unterstützen die Kundgebung gegen das „Forum Deutscher Katholiken“. Deren geplanter Kongress kann zwar wegen Corona nicht stattfinden, aber er ist nicht auszuschließen, dass sie erneut Ingolstadt als Veranstaltungsort auswählen.

Hardliner in der katholischen Kirche gab es auch schon vor der Gründung des Forums Deutscher Katholiken im Jahr 2000.
In der sechsten Klasse hatte ich eine Klosterschwester im katholischen Religionsunterricht, die gesagt hat: „Homosexuelle kommen in die Hölle“. Das hab ich mir gemerkt, ich wusste damals nicht, was homosexuell bedeutet. Genausowenig wie ich die Hölle kannte. Aber eines wusste ich: „Lieber in die Hölle, als dahin, wo solch ein Hass regiert.“

Heute weiß ich: Relevant ist nicht, wen Du liebst, ob bi ob schwul oder queer, sondern dass Du liebst. Diese Erkenntnis wünsche ich auch dem Forum deutscher Katholiken.

Meine Partei, mit ihrer bunten, weltoffenen Ausrichtung, ist dem Forum ein Dorn im erzkonservativen Auge. Auf ihrem Blog ist ein Beitrag zu finden, eine Schmähschrift über die Grünen. Dort wird der Kölner Kardinal Höffner zitiert mit den Worten die Grünen seien eine „für Katholiken nicht wählbare Partei“. Nun, ich bin Mitglied der katholischen Kirche. Und das bleibe ich auch, den vielen Missbrauchsskandalen und der traditionellen Ausgrenzung von Frauen und Homosexuellen zum Trotz. Ich bleibe Katholikin, weil ich den katholischen Hardlinern nicht die Deutungshoheit überlasse über Fragen der Menschenwürde. Die katholische Kirche hat viele Probleme, eines davon sind die Rechtspopulisten in den eigenen Reihen.

Im letzten Jahr hat das Forum deutscher Katholiken eine Resolution verabschiedet, die sich liest wie das Wahlprogramm der AfD. Die Abneigung gegen unsere freie Presse kommt darin vor, Zitat: „Der zwangsfinanzierte Staatsfunk und zahlreiche Pressevertreter kommentieren so, als ob sie zum bezahlten Hofstaat der Regierung gehörten“- Ein Satz, bei dem ich nicht nur die AfD, sondern auch Verschwörungstheoretiker jubeln höre. Auch die Flüchtlingspolitik der Willkommenskultur wird vom Forum deutscher Katholiken kritisiert, sie fürchten sich um die „nationale Souveränität des Deutschen Volkes“. Dass diese Erzkonservativen vehemente Abtreibungsgegner sind, versteht sich fast von selbst. Ebenso, dass die Weihe von Frauen für sie kein Thema ist. Zitat: „Gott muss in den Mittelpunkt gerückt werden, nicht etwa Strukturen“
Ich zitiere den Theologen Eugen Drewermann: „Priesterinnen würden der katholischen Kirche helfen, die richtige Einstellung zu den Frauen zu finden. Das ist ihr nun schon zweitausend Jahre nicht geglückt.“ Im selben spektakulären Spiegel-Interview von 1991 sagte er über die katholische Kirche: „Jesus wollte diese Kirche nicht.“ Was würden Drewermann und Jesus wohl zum Forum Deutscher Katholiken sagen?!

Bischof Gregor Hanke hat sich nie distanziert vom Forum Deutscher Katholiken. Auch in diesem Jahr war er als Eröffnungsredner vorgesehen. Das enttäuscht mich sehr. Ich bin der festen Überzeugung, dass Glaube und Religiosität, dass die Kirchen wichtig sind für viele Menschen. Aber die katholische Kirche wird weiterhin Anhängerinnen und Anhänger verlieren, wenn keine Abgrenzung erfolgt zu jenen Kräften, die Hass und Feindbilder nähren und mit ihrer inhaltlichen Nähe zur AfD jene Gläubigen vergraulen, die mit Rechtspopulisten nichts am Hut haben.
Dass die Stadt Ingolstadt nun zum wiederholten Mal an das Forum Deutscher Katholiken städtische Räume vermietet hätte, entspricht zwar der Rechtslage und lässt sich schwer vermeiden, solange hochrangige Würdenträger der katholischen Kirche das Forum unterstützen. Dennoch erwarte ich von unserer Stadt eine mutigere, klare Haltung und hoffe dabei auf unseren neuen OB mit seiner toleranten und offenen Einstellung.
Wir Grünen in Ingolstadt sind der Überzeugung, dass in unserer Stadt kein Platz ist für Hass und Hetze. Ingolstadt ist und bleibt bunt!

 

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