Agnes Krumwiede
Kunst und Politik
04.04.2016

Mahnwache gegen die AfD

Liebe Freundinnen und Freunde unseres Aktionsbündnisses, liebe Gäste,

Wir stehen hier, weil wir überzeugt davon sind, dass Hass keine Alternative ist für Ingolstadt. Weil wir keine Toleranz haben mit Intoleranz! Weil Empathie mit Geflüchteten stärker sein muss als die Fremdenangst der besorgten Bürgerinnen und Bürger. Offenbar hat die AfD in der Auwaldsee-Gaststätte eine Heimat gefunden. Dafür habe ich kein Verständnis. Und ich will kurz erläutern, warum:

Es gibt ein Zitat, das für mich einen Leitgedanken formuliert: „Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe mein Leben dafür, damit Sie sie äußern dürfen“. Es ist wichtig und notwendig, mit Andersdenkenden im Gespräch zu bleiben. Selbst dann, wenn die Meinungsunterschiede unüberwindlich scheinen. Aber die Freiheit der Meinungsäußerung ist nicht grenzenlos. Die Grenze ist dann erreicht, wenn die Würde von Menschen verletzt und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit propagiert werden. Menschen fliehen zu uns vor Krieg und aus größter Not. Ihnen Schutz zu bieten, ist unsere menschliche und völkerrechtliche Pflicht. Meine Toleranz hat eindeutig ihre Grenzen erreicht, wenn ich auf Twitter mit AfD-Sympathisanten darüber debattieren muss, ob es zur „Grenzsicherung“ legitim ist, dass nur Männer und Frauen oder auch Kinder an den Grenzen erschossen werden dürfen. „Grenzsicherung“ bedeutet auf Grundlage unserer Gesetze nicht die Tötung von Schutzsuchenden. Ein merkwürdiges Phänomen, wenn ausgerechnet eine Partei zum Paragraphenreiter wird, die in ihren Aussagen die Genfer Flüchlingskonvention mit Füßen tritt. Rechte Gewalt und Menschenverachtung beginnen in der Sprache.

AfD-Vize Gauland sagt „Wir dürfen uns nicht von Kinderaugen erpressen lassen“. Und er legt nach: „Man kann sich nicht einfach überrollen lassen. Einen Wasserrohrbruch dichten Sie auch ab." Wer einen Wasserrohrbruch mit menschlichen Schicksalen um Leben und Tod auf eine Stufe stellt, bedient sich der menschenverachtenden Rhetorik des Dritten Reiches. In solchen Metaphern geht es um eine Entmenschlichung der Sprache. Mit dem Ziel, Mitgefühl systematisch auszuschalten. Aus der deutschen Vergangenheit und der Gegenwart in Sachsen wissen wir, wie schnell aus Worten Taten werden können. Wer bei Menschen in Not an einen Wasserrohrbruch denkt, hat für mich sowieso jeglichen Bezug zur Realität und Verantwortung als Mensch verloren. Die AfD will das individuelle Grundrecht auf Asyl abschaffen und äußert in diversen Wahlprogrammen eindeutig homophobes Gedankengut. Diese Auswüchse von Intoleranz versetzen mich gedanklich in die 30-er Jahre des letzten Jahrhunderts. Und das ist das einzige, was mir aktuell Angst macht. Menschen, die aus größter Not zu uns fliehen, machen uns keine Angst, wir reichen ihnen die Hand und heißen sie willkommen! Integration erfordert Anstrengungen von allen Beteiligten. Aber dieser Herausforderungen stellen wir uns. Denn wir wissen: Es gibt keine menschenfreundliche Alternative, wenn Menschen bei uns Schutz suchen. Die Hilfsbereitschaft für Geflüchtete, die Willkommenskultur hier in Ingolstadt ist riesig. Wir überlassen der AfD und der Pegida-Bewegung nicht die Deutungshoheit über die Überzeugungen der Mehrheit in Deutschland. Und wir werden nicht zulassen, dass der Auwaldsee ein düsteres Loch wird in unserer bunten Stadt.

Nein, ich kann nicht verstehen, dass der Gedanke an Einnahmen hier am Auwaldsee größer zu sein scheint als das Verantwortungsgefühl. Wir drehen den Schuh um und zeigen durch unsere Spenden an Geflüchtete für jeden besetzten Parkplatz, dass bei uns die Menschenfreundlichkeit stärker ist als der Kommerz.

Bürgerinnen und Bürger, die sich vor „Überfremdung" fürchten, ergänzen ihre Ressentiments gegen Flüchtlinge in letzter Zeit auffallend oft mit dem Satz: „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen ohne ein Rassist zu sein". Die AfD ist mitverantwortlich für dieses vergiftete gesellschaftliche Klima, denn sie schafft einen Nährboden aus Hass und Angst. Dieser Nährboden wird allerdings von den etablierten Parteien nicht dadurch verhindert, indem bei den Sozialausgaben gekürzt und z.B. Kitagebühren erhöht werden wie in Ingolstadt. Aber die AfD ist auch im sozialen Bereich keine Alternative: Ginge es nach der AfD, gäbe es alternativlos überhaupt kein Hartz IV mehr. Die AfD wertet nicht nur die Geflüchteten ab, sondern generell sozial Schwache.

„Zerreisst den Mantel der Gleichgültigkeit, den ihr um Euer Herz gelegt: Entscheidet Euch, ehe es zu spät ist!“ Diese Worte stammen von Sophie Scholl, die als Mitglied der Weißen Rose vor 73 Jahren von den Nazis ermordet wurde. Ich finde es unerträglich, dass Mitglieder der AfD das Gedenken an die Weiße Rose für ihre Zwecke missbrauchen. Auf diese Hirnverrekung muss man erst einmal kommen: Die Weiße Rose war eine Widerstandsbewegung gegen ein System, das Menschen wegen ihrer Herkunft und ihrer Religion ermorden ließ. Die Tötung von Menschen fremder Herkunft an unseren Grenzen ist eine Handlung, die die AfD ausdrücklich nicht ausschließt. Das Gedenken an die Mitglieder der Weißen Rose überlassen wir Euch von der AfD genauso wenig wie unseren Auwaldsee!

Die AfD ist ein gefährliches Sammelbecken für den rechten Rand , 80 Prozent der Pegida-Anhänger würden die AfD wählen, sagen aktuelle Studien– diese Partei ist eine Gefahr für unsere Demokratie und für unseren Sozialstaat! Wir vom Aktionsbündnis „Ingolstadt ist bunt“ werden dafür sorgen, dass die AfD keinen kuschligen, ungestörten Platz in unserer Stadt findet!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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