Agnes Krumwiede
Kunst und Politik
06.10.2010 Haushaltsantrag

Förderung eines Forschungsprojekts zur aktuellen „Situation von Frauen und Männern im Kulturbetrieb

Antrag: Im Kapitel 0405 (Titelgruppe 01)  sollen Mittel in Höhe von 100 T € für ein Forschungsprojekt zur aktuellen „Situation von Frauen und Männern im Kulturbetrieb" verwendet werden.

Hintergrund: Weibliche Studierende an den staatlichen Hochschulen für Musik sind nach Auskunft des Deutschen Musikrats mit rund 60% gegenüber männlichen Studenten in der Mehrheit. Im klassischen Musikbetrieb sind Frauen jedoch nur mit rund 23% vertreten. Das Ungleichgewicht wird noch deutlicher in Statistiken, welche die Anzahl der Frauen unter den KomponistInnen und DirigentInnen mit 2% angeben – der Frauenanteil in beiden Berufsfeldern ist so niedrig, dass er oft in einer Angabe zusammengefasst wird.
Je höher Gehalt und Ansehen einer Stelle oder Funktion an einem Orchester, desto geringer ist der Frauenanteil. Aber nicht nur im klassischen Musikbetrieb, in vielen kulturellen Sparten erhalten Künstlerinnen nicht die gleichen Chancen wie ihre männlichen Kollegen. In Führungspositionen von Kultureinrichtungen sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert. An den Staats- und Landestheatern stellten sie laut Deutschem Kulturrat in den Jahren 1995 bis 2000 nur 3% der IntendantenInnen. Lediglich jedes vierte Kunstmuseum und 27% der Filmförderinstitutionen wurden in diesem Zeitraum von einer Frau geleitet.  
Die berufliche Benachteiligung von Frauen ist nicht nur ungerecht, dem Kulturbetrieb geht dadurch kreatives Potential verloren. Symptomatisch ist der Mangel an statistischem Material: Im Kulturhaushalt 2011 sind zwar 5 Mio zusätzliche Gelder für Forschungsausgaben vorgesehen, aber kein einziges der geplanten Forschungsvorhaben betrifft die unterschiedliche Situation von Frauen und Männern in Kunst und Kultur.

Die letzte umfangreiche Studie mit dem Titel „Frauen in Kunst und Kultur II" wurde vom Deutschen Kulturrat im Auftrag der Kultusministerkonferenz erarbeitetet. Diese hatte für den Zeitraum von 1995 bis 2000 den Anteil weiblicher Kreativer an der individuellen Künstlerförderung sowie die Besetzung von Leitungsfunktionen an Kultureinrichtungen durch Frauen untersucht.
Über das Jahr 2000 hinaus existieren keine aktuellen Zahlen zur Situation von Frauen im Kulturbetrieb.
Da der Kulturbetrieb einen staatlich geförderten Bereich darstellt, steht der Bund in der Verantwortung, die Gleichstellung von Frauen und Männern in diesem Berufsfeld zu unterstützen.  Dafür benötigen wir als erstes eine aktuelle repräsentative Studie über Unterschiede zwischen Frauen und Männern bezüglich Lohn und Beschäftigung im Kulturbetrieb.
Durch ein Forschungsprojekt „Situation von Frauen und Männern im Kulturbetrieb" sollen deshalb die bisher vorliegenden Dokumentationen „Kunst und Kultur von Frauen“ sowie „Frauen in Kunst und Kultur II - 1995 bis 2000“ fortgesetzt und aktualisiert werden.

Information: Dieser Antrag wurde in die Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses am 11.11.2010 eingebracht.

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